Anleihen - Grundlagen: Unterschied zwischen den Versionen

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Damit verbunden sind der Anspruch auf '''Zinszahlungen (Kupon)''' sowie die Rückzahlung des '''Kaufpreises (Nominalbetrag)''' am Ende der Laufzeit. Laufzeit, Zinssatz und Ausgabepreis werden bei der Emission der Anleihe vom Emittenten festgelegt und bleiben während der Laufzeit konstant. Die Laufzeit kann auch unendlich lang sein, dies ist allerdings selten.
Damit verbunden sind der Anspruch auf '''Zinszahlungen (Kupon)''' sowie die Rückzahlung des '''Kaufpreises (Nominalbetrag)''' am Ende der Laufzeit. Laufzeit, Zinssatz und Ausgabepreis werden bei der Emission der Anleihe vom Emittenten festgelegt und bleiben während der Laufzeit konstant. Die Laufzeit kann auch unendlich lang sein, dies ist allerdings selten.
'''Die meisten (Unternehmens-)Anleihen haben eine Laufzeit von 5-10 Jahren'''. Allerdings ist in Sachen Zeiträume von einer Laufzeit von einem Monat bis zu 100 Jahren (oder sogar unbegrenzt lange, siehe oben) alles möglich.


Im Vergleich zu Aktien haben '''Anleihen für Emittenten den Vorteil''', dass sie - auf gesetzlicher Ebene - '''deutlich flexibler''' sind als Aktien und für die deutlich '''weniger strenge Vorschriften''' gelten (z.B. was Rechtsform, Informationspflichten oder Mitbestimmung angeht). Zudem gelten sie als Fremdkapital, welches '''[[Kapitalkosten und -leverage|geringere Kosten]]''' verursacht als Eigenkapital.
Im Vergleich zu Aktien haben '''Anleihen für Emittenten den Vorteil''', dass sie - auf gesetzlicher Ebene - '''deutlich flexibler''' sind als Aktien und für die deutlich '''weniger strenge Vorschriften''' gelten (z.B. was Rechtsform, Informationspflichten oder Mitbestimmung angeht). Zudem gelten sie als Fremdkapital, welches '''[[Kapitalkosten und -leverage|geringere Kosten]]''' verursacht als Eigenkapital.
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'''Banken''' nutzen Anleihen ebenfalls zur '''Kapitalbeschaffung''' (durch Emission) und als '''Investment''' (durch Anlage). Zusätzlich verdienen sie aber noch über '''Brokertätigkeiten''' und die '''Unterstützung von Unternehmen, welche Anleihen emittieren wollen'''. Letzteres geschieht, indem Banken die '''neuen Anleihen an ihnen bekannte Partner''' (Versicherungen, Pensionskassen, etc.) '''vermittelt''' und eine entsprechende '''Provision''' hierfür kassieren.
'''Banken''' nutzen Anleihen ebenfalls zur '''Kapitalbeschaffung''' (durch Emission) und als '''Investment''' (durch Anlage). Zusätzlich verdienen sie aber noch über '''Brokertätigkeiten''' und die '''Unterstützung von Unternehmen, welche Anleihen emittieren wollen'''. Letzteres geschieht, indem Banken die '''neuen Anleihen an ihnen bekannte Partner''' (Versicherungen, Pensionskassen, etc.) '''vermittelt''' und eine entsprechende '''Provision''' hierfür kassieren.
== '''Charakteristika''' ==


== '''Ökonomie''' ==
== '''Ökonomie''' ==
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Auf der Emittenten-Seite hat sich das Bild in Deutschland in den letzten Jahren etwas gewandelt, der '''Markt für Unternehmensanleihen ist deutlich gewachsen''' während das '''Volumen von Bank-Anleihen etwas zurückgegangen''' ist:
Auf der Emittenten-Seite hat sich das Bild in Deutschland in den letzten Jahren etwas gewandelt, der '''Markt für Unternehmensanleihen ist deutlich gewachsen''' während das '''Volumen von Bank-Anleihen etwas zurückgegangen''' ist:
[[Datei:Umlauf von Anleihen inländischer Emittenten.jpg|ohne|mini|984x984px|Umlauf von Anleihen in Deutschland.]]
[[Datei:Umlauf von Anleihen inländischer Emittenten.jpg|ohne|mini|769x769px|Umlauf von Anleihen in Deutschland.]]
Diese Wandlung nahm vor allem während und nach der Finanzkrise 2008 Fahrt auf. Dies hat '''mehrere Gründe:'''
Diese Wandlung nahm vor allem während und nach der Finanzkrise 2008 Fahrt auf. Dies hat '''mehrere Gründe:'''


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# In den letzten Jahren hat die '''EZB''' neben den traditionellen Staatsanleihen zur Stabilisierung der EU-Wirtschaft auch '''vermehrt Unternehmensanleihen gekauft''' -> Markt für Unternehmensanleihen wächst.
# In den letzten Jahren hat die '''EZB''' neben den traditionellen Staatsanleihen zur Stabilisierung der EU-Wirtschaft auch '''vermehrt Unternehmensanleihen gekauft''' -> Markt für Unternehmensanleihen wächst.
# Aufgrund '''strengerer Anforderungen an Banken''' in Bezug auf Eigenkapital geben '''Banken zunehmend weniger Anleihen''' aus -> Markt für Bank-Anleihen schrumpft.
# Aufgrund '''strengerer Anforderungen an Banken''' in Bezug auf Eigenkapital geben '''Banken zunehmend weniger Anleihen''' aus -> Markt für Bank-Anleihen schrumpft.
== '''Ausgabe''' ==


== '''Arten''' ==
== '''Arten''' ==


==== '''Inhaberpapiere''' ====
==== '''Inhaberpapiere''' ====
Die klassischen Anleihen, die jederzeit an der Börse ge- und verkauft werden können. In Deutschland die am weitesten verbreitete Form von Anleihen.


==== '''Namenspapiere''' ====
==== '''Namenspapiere''' ====
Anleihen, bei denen der Eigentümer namentlich hinterlegt wurde. Sie zu übertragen ist nicht einfach und (grundsätzlich) sehr aufwendig. In den USA recht verbreitet, in Deutschland eher selten anzutreffen.
== '''Verzinsung''' ==
[[Datei:Verzinsung von Anleihen.jpg|ohne|mini|781x781px|Unterschiedliche Verzinsungsarten von Anleihen.]]
==== '''Kupon-Anleihen''' ====
===== '''Straight Bonds''' =====
Die klassischen Anleihen mit festem Zinssatz, der festgeschrieben wird und während der Laufzeit konstant bleibt.
===== '''Floaters / Floating Rate Nodes''' =====
Diese Anleihen zahlen einen '''(niedrigeren) festen Basiszins''' und '''zusätzlich einen variablen Zins''', dessen Satz sich Jahr für Jahr ändern kann ('''z.B. EURIBOR oder ESTR''').
===== '''Inflation-protected Bonds''' =====
Auch diese Anleihen zahlen einen '''geringeren Basiszins''', '''zusätzlich''' kommt allerdings die '''aktuelle Inflationsrate als Zinssatz''' oben drauf (die sich natürlich auch immer wieder ändert). Dieses System soll eines der größten Probleme von Anleihen - ihr kaum vorhandener Schutz vor der Inflation - lösen oder zumindest abmildern.
==== '''Zerobonds / Nullkuponanleihen''' ====
Zerobonds '''zahlen überhaupt keine Zinsen aus''', sondern nur den Nominalbetrag am Ende ihrer Laufzeit. Als Ersatz für die ausbleibenden Zahlungen '''werden sie unter ihrem Nominalbetrag ausgegeben''', ein Investor kann sie also entweder bei den zu erwartenden Kurssteigerungen verkaufen oder sie bis zum Ende der Laufzeit halten und den Nominalbetrag dann vollständig ausgezahlt bekommen.
'''Der Gewinn liegt bei Zerobonds also wortwörtlich im Einkauf.'''
== '''Laufzeit''' ==
Die meisten (Unternehmens-)Anleihen laufen 5-10 Jahre lang. Aber warum?
'''Argumente für kurze Laufzeiten:'''
* Keine langfristige Bindung an einen (potentiell zu hohen) Zinssatz
* Größere Flexibilität - Reaktion auf unvorhergesehene Ereignisse einfacher möglich
* Geringere Risiken für Investoren (Hält das Unternehmen/der Staat die Laufzeit durch?)
'''Argumente für lange Laufzeiten:'''


==== '''Zerobonds''' ====
* Mehr Planungssicherheit (das Marktumfeld verändert sich laufend)
* Niedrigere Kosten (Emissionen kosten ca. 2 Prozent vom erhaltenen Kapital)
* Bessere Zinssätze (Investoren möchten höhere Zinssätze, die bei längeren Laufzeiten eher verbreitet sind)

Aktuelle Version vom 29. März 2025, 15:30 Uhr

Die Grundlagen zu Anleihen/Bonds (aber ohne James!).

Basics

Anleihen/Renten/Schuldverschreibungen/Obligationen/fixed income/Bonds sind Wertpapiere, deren Kaufpreis dem Emittenten als Fremdkapital zufließen -> Als Käufer gewährt man dem jeweiligen Unternehmen/Staat/Bundesstaat(-land)/Institut öffentlichen Rechts/Verein einen Kredit!

Damit verbunden sind der Anspruch auf Zinszahlungen (Kupon) sowie die Rückzahlung des Kaufpreises (Nominalbetrag) am Ende der Laufzeit. Laufzeit, Zinssatz und Ausgabepreis werden bei der Emission der Anleihe vom Emittenten festgelegt und bleiben während der Laufzeit konstant. Die Laufzeit kann auch unendlich lang sein, dies ist allerdings selten.

Die meisten (Unternehmens-)Anleihen haben eine Laufzeit von 5-10 Jahren. Allerdings ist in Sachen Zeiträume von einer Laufzeit von einem Monat bis zu 100 Jahren (oder sogar unbegrenzt lange, siehe oben) alles möglich.

Im Vergleich zu Aktien haben Anleihen für Emittenten den Vorteil, dass sie - auf gesetzlicher Ebene - deutlich flexibler sind als Aktien und für die deutlich weniger strenge Vorschriften gelten (z.B. was Rechtsform, Informationspflichten oder Mitbestimmung angeht). Zudem gelten sie als Fremdkapital, welches geringere Kosten verursacht als Eigenkapital.

Für Investoren gelten Anleihen als sicherer als Aktien, da man als Gläubiger des Unternehmens im Insolvenzfall das "Erst-Rupf-Recht" hat, man also definitiv vor den Eigentümern bedient wird (je nach Anleihe sogar vor anderen Gläubigern) -> Höhere Wahrscheinlichkeit, im Insolvenzfall sein Kapital zurückzuerhalten. Dies ist jedoch nicht garantiert - je nachdem wie umfassend die Schulden des insolventen Unternehmens sind, welche Form von Anleihe man erworben hat und wie viel der Verbindlichkeiten besichert ist.

Banken nutzen Anleihen ebenfalls zur Kapitalbeschaffung (durch Emission) und als Investment (durch Anlage). Zusätzlich verdienen sie aber noch über Brokertätigkeiten und die Unterstützung von Unternehmen, welche Anleihen emittieren wollen. Letzteres geschieht, indem Banken die neuen Anleihen an ihnen bekannte Partner (Versicherungen, Pensionskassen, etc.) vermittelt und eine entsprechende Provision hierfür kassieren.

Ökonomie

Auf makroökonomischer Ebene spielen Anleihen eine wesentliche Rolle als Investitionsobjekt für Versicherungen und Pensionskassen, die aufgrund gesetzlicher Vorschriften und der - ihrem Geschäft zugrunde liegenden - massiven Verpflichtungen in der Zukunft nur in sehr engem Rahmen spekulativere Investments tätigen (dürfen). Die meisten Versicherungen etwa halten maximal 5 Prozent ihres Kapitals in Aktien, der ganze Rest (abzüglich eines geringen Anteils in Immobilien und PE) wird in Anleihen investiert.

Auf der Emittenten-Seite hat sich das Bild in Deutschland in den letzten Jahren etwas gewandelt, der Markt für Unternehmensanleihen ist deutlich gewachsen während das Volumen von Bank-Anleihen etwas zurückgegangen ist:

Umlauf von Anleihen in Deutschland.

Diese Wandlung nahm vor allem während und nach der Finanzkrise 2008 Fahrt auf. Dies hat mehrere Gründe:

  1. Aufgrund von strengeren Vorschriften für Banken bei der Kreditvergabe mussten Unternehmen sich ihr Kapital aus anderen Quellen beschaffen -> Anzahl der Unternehmen, die Anleihen ausgeben, steigt.
  2. Da sich Krisenzeiten Unsicherheit breit macht und Umsätze tendenziell zurückgehen (nicht nur 2008, auch z.B. während Corona) bauen sich Unternehmen Kapitalpolster auf -> Anzahl der Unternehmen, die Anleihen ausgeben, steigt.
  3. In den letzten Jahren hat die EZB neben den traditionellen Staatsanleihen zur Stabilisierung der EU-Wirtschaft auch vermehrt Unternehmensanleihen gekauft -> Markt für Unternehmensanleihen wächst.
  4. Aufgrund strengerer Anforderungen an Banken in Bezug auf Eigenkapital geben Banken zunehmend weniger Anleihen aus -> Markt für Bank-Anleihen schrumpft.

Arten

Inhaberpapiere

Die klassischen Anleihen, die jederzeit an der Börse ge- und verkauft werden können. In Deutschland die am weitesten verbreitete Form von Anleihen.

Namenspapiere

Anleihen, bei denen der Eigentümer namentlich hinterlegt wurde. Sie zu übertragen ist nicht einfach und (grundsätzlich) sehr aufwendig. In den USA recht verbreitet, in Deutschland eher selten anzutreffen.

Verzinsung

Unterschiedliche Verzinsungsarten von Anleihen.

Kupon-Anleihen

Straight Bonds

Die klassischen Anleihen mit festem Zinssatz, der festgeschrieben wird und während der Laufzeit konstant bleibt.

Floaters / Floating Rate Nodes

Diese Anleihen zahlen einen (niedrigeren) festen Basiszins und zusätzlich einen variablen Zins, dessen Satz sich Jahr für Jahr ändern kann (z.B. EURIBOR oder ESTR).

Inflation-protected Bonds

Auch diese Anleihen zahlen einen geringeren Basiszins, zusätzlich kommt allerdings die aktuelle Inflationsrate als Zinssatz oben drauf (die sich natürlich auch immer wieder ändert). Dieses System soll eines der größten Probleme von Anleihen - ihr kaum vorhandener Schutz vor der Inflation - lösen oder zumindest abmildern.

Zerobonds / Nullkuponanleihen

Zerobonds zahlen überhaupt keine Zinsen aus, sondern nur den Nominalbetrag am Ende ihrer Laufzeit. Als Ersatz für die ausbleibenden Zahlungen werden sie unter ihrem Nominalbetrag ausgegeben, ein Investor kann sie also entweder bei den zu erwartenden Kurssteigerungen verkaufen oder sie bis zum Ende der Laufzeit halten und den Nominalbetrag dann vollständig ausgezahlt bekommen.

Der Gewinn liegt bei Zerobonds also wortwörtlich im Einkauf.

Laufzeit

Die meisten (Unternehmens-)Anleihen laufen 5-10 Jahre lang. Aber warum?

Argumente für kurze Laufzeiten:

  • Keine langfristige Bindung an einen (potentiell zu hohen) Zinssatz
  • Größere Flexibilität - Reaktion auf unvorhergesehene Ereignisse einfacher möglich
  • Geringere Risiken für Investoren (Hält das Unternehmen/der Staat die Laufzeit durch?)

Argumente für lange Laufzeiten:

  • Mehr Planungssicherheit (das Marktumfeld verändert sich laufend)
  • Niedrigere Kosten (Emissionen kosten ca. 2 Prozent vom erhaltenen Kapital)
  • Bessere Zinssätze (Investoren möchten höhere Zinssätze, die bei längeren Laufzeiten eher verbreitet sind)