Kapitalkosten und -leverage
"Gewaltig ist des Schlossers Kraft, wenn er sich einen Hebel schafft"
- Deutsches Sprichwort
Kapitalkosten
Geld ist teuer:)
Scherz beiseite: Dafür, dass sie das Risiko eingehen, einer Firma Kapital zur Verfügung zu stellen erwarten sowohl Eigen- als auch Fremdkapitalgeber eine Vergütung - sei es in Form von Zinsen und Tilgung (Fremdkapital) oder von Ausschüttungen und (ggf.) Rückkäufen (Eigenkapital).
Hierdurch entstehen Unternehmen Kapitalkosten. Ohne eine ausreichende Verzinsung werden Fremdkapitalgeber nicht gewillt sein neues Kapital zur Verfügung zu stellen oder bereits bestehendes zu verlängern.
Eigenkapitalgeber werden ohne eine absehbare Aussicht auf einen Anteil am Profit nicht bereit sein weiteres Kapital zur Verfügung zu stellen oder überhaupt erst Eigentümer zu werden. Der Wert der Unternehmensanteile wird daher sinken.
Jedes Unternehmen muss daher mindestens seine Kapitalkosten decken können. Diese sind die Messlatte (hurdle rate) für alle Investitionen und alle Geschäftsfelder der Firma.
Leverage-Effekt
Fremdkapital verursacht zwar laufende Kosten, diese sind langfristig jedoch geringer als die von Eigenkapital, da FK-Geber ein geringeres Risiko tragen als Eigenkapitalgeber. Zudem haben FK-Geber standardmäßig keine Mitbestimmungs- oder Kontrollrechte.
Durch die geringeren Kosten und die Tatsache, dass Fremdkapital kein "eigenes" Geld ist, kann die EK-Rentabilität einer Firma durch den Einsatz von Fremdkapital beträchtlich erhöht werden.
Dies nennt man den Leverage-Effekt (Hebel-Effekt).
Beispiel
Formeln siehe hier.
Szenario 1 - Kein Fremdkapital
Die Schraube, Hut und Pfusch AG weist diese Daten auf:
Eigenkapital: 1.000, Fremdkapital: 0, Gewinn: 200
Gesamtkapitalrendite:
Eigenkapitalrendite:
Logischerweise entspricht ohne Fremdkapital der Return on Assets dem Return on Equity. Mit Fremdkapital sieht das Ganze aber anders aus:
Szenario 1 - Fremdkapital
Jetzt hat die Schraube, Hut und Pfusch AG die folgenden Daten:
Eigenkapital: 600, Fremdkapital: 400, Zinssatz: 12,5%, Zinsaufwand: 50, Gewinn: 200 - 50 = 150
Gesamtkapitalrendite:
Eigenkapitalrendite:
Jetzt tritt der Leverage-Effekt in Aktion: Dadurch das weniger Eigenkapital eingesetzt wird ist die Rendite auf das eingesetzte Kapital insgesamt höher.
Opportunitätskosten
Alle Kapitalkosten sind Opportunitätskosten (d. h.: "Was hätte das Kapital abwerfen können, wenn ich woanders hätte investieren können?").
Umgekehrt gilt diese Gleichung jedoch auch: Investoren (sowohl Eigen- als auch Fremdkapital) orientieren sich an den Renditen von nicht oder nur wenig riskanten Investitionen - z. B. treasury bonds - an und bewerten die Attraktivität eines Investments an der zusätzlichen Rendite im Vergleich zu dem zusätzlichen Risiko. -> Unternehmen müssen für ihre Investoren also attraktiv genug sein um Kapital zu erhalten.