Anleihen - Grundlagen
Die Grundlagen zu Anleihen/Bonds (aber ohne James!).
Basics
Anleihen/Renten/Schuldverschreibungen/Obligationen/fixed income/Bonds sind Wertpapiere, deren Kaufpreis dem Emittenten als Fremdkapital zufließen -> Als Käufer gewährt man dem jeweiligen Unternehmen/Staat/Bundesstaat(-land)/Institut öffentlichen Rechts/Verein einen Kredit!
Damit verbunden sind der Anspruch auf Zinszahlungen (Kupon) sowie die Rückzahlung des Kaufpreises (Nominalbetrag) am Ende der Laufzeit. Laufzeit, Zinssatz und Ausgabepreis werden bei der Emission der Anleihe vom Emittenten festgelegt und bleiben während der Laufzeit konstant. Die Laufzeit kann auch unendlich lang sein, dies ist allerdings selten.
Im Vergleich zu Aktien haben Anleihen für Emittenten den Vorteil, dass sie - auf gesetzlicher Ebene - deutlich flexibler sind als Aktien und für die deutlich weniger strenge Vorschriften gelten (z.B. was Rechtsform, Informationspflichten oder Mitbestimmung angeht). Zudem gelten sie als Fremdkapital, welches geringere Kosten verursacht als Eigenkapital.
Für Investoren gelten Anleihen als sicherer als Aktien, da man als Gläubiger des Unternehmens im Insolvenzfall das "Erst-Rupf-Recht" hat, man also definitiv vor den Eigentümern bedient wird (je nach Anleihe sogar vor anderen Gläubigern) -> Höhere Wahrscheinlichkeit, im Insolvenzfall sein Kapital zurückzuerhalten. Dies ist jedoch nicht garantiert - je nachdem wie umfassend die Schulden des insolventen Unternehmens sind, welche Form von Anleihe man erworben hat und wie viel der Verbindlichkeiten besichert ist.
Banken nutzen Anleihen ebenfalls zur Kapitalbeschaffung (durch Emission) und als Investment (durch Anlage). Zusätzlich verdienen sie aber noch über Brokertätigkeiten und die Unterstützung von Unternehmen, welche Anleihen emittieren wollen. Letzteres geschieht, indem Banken die neuen Anleihen an ihnen bekannte Partner (Versicherungen, Pensionskassen, etc.) vermittelt und eine entsprechende Provision hierfür kassieren.
Charakteristika
Ökonomie
Auf makroökonomischer Ebene spielen Anleihen eine wesentliche Rolle als Investitionsobjekt für Versicherungen und Pensionskassen, die aufgrund gesetzlicher Vorschriften und der - ihrem Geschäft zugrunde liegenden - massiven Verpflichtungen in der Zukunft nur in sehr engem Rahmen spekulativere Investments tätigen (dürfen). Die meisten Versicherungen etwa halten maximal 5 Prozent ihres Kapitals in Aktien, der ganze Rest (abzüglich eines geringen Anteils in Immobilien und PE) wird in Anleihen investiert.
Auf der Emittenten-Seite hat sich das Bild in Deutschland in den letzten Jahren etwas gewandelt, der Markt für Unternehmensanleihen ist deutlich gewachsen während das Volumen von Bank-Anleihen etwas zurückgegangen ist:

Diese Wandlung nahm vor allem während und nach der Finanzkrise 2008 Fahrt auf. Dies hat mehrere Gründe:
- Aufgrund von strengeren Vorschriften für Banken bei der Kreditvergabe mussten Unternehmen sich ihr Kapital aus anderen Quellen beschaffen -> Anzahl der Unternehmen, die Anleihen ausgeben, steigt.
- Da sich Krisenzeiten Unsicherheit breit macht und Umsätze tendenziell zurückgehen (nicht nur 2008, auch z.B. während Corona) bauen sich Unternehmen Kapitalpolster auf -> Anzahl der Unternehmen, die Anleihen ausgeben, steigt.
- In den letzten Jahren hat die EZB neben den traditionellen Staatsanleihen zur Stabilisierung der EU-Wirtschaft auch vermehrt Unternehmensanleihen gekauft -> Markt für Unternehmensanleihen wächst.
- Aufgrund strengerer Anforderungen an Banken in Bezug auf Eigenkapital geben Banken zunehmend weniger Anleihen aus -> Markt für Bank-Anleihen schrumpft.