Marktelastizität
Im Prinzip ja nur die Steigung von Angebot und Nachfrage, oder?
Grundlagen
Grundsätzlich beschreibt die Elastizität wie stark ökonomische Größen (also z.B. Angebot und Nachfrage) auf die Veränderungen von anderen Kennzahlen (z.B. Menge, Preis oder Einkommen) reagieren. Der Einleitungssatz ist also gar nicht mal so falsch.
Konkret wird die prozentuale Veränderung gemessen einer Variable gemessen, wenn sich eine davon unabhängige Variable um 1 (oder mehr) Prozent ändert. Klar soweit:)?
Aber was kann sich denn so alles ändern?
Die Variable für Elastizität ist übrigens .
Preiselastizität der Nachfrage
Hier wird gemessen, wie stark sich die nachgefragte Menge eines Gutes ändert, wenn sich der Preis des besagten Gutes verändert.
Die Kennzahl ist (wegen d = demand).
Es gilt: Änderung der nachgefragten Menge (%) / Preisänderung (%)
Formel:
Interpretation:
Je nachdem, welchen Wert annimmt kann man daraus schlussfolgern:
> 1 -> Die Nachfrage ist elastisch (d. h. reagiert sehr stark auf Preisänderungen)
< 1 -> Die Nachfrage ist unelastisch (reagiert fast gar nicht)
= 1 -> Die Nachfrage ist einheitselastisch (heißt: eine Preisänderung von 1% bewirkt eine Nachfrageänderung von 1%)
Je nachdem, ob das Ergebnis positiv oder negativ ist kann man erkennen:
Ist das Ergebnis negativ (was es meistens ist), ist die Beziehung zwischen Preis und Nachfrage negativ (heißt: Eine Preiserhöhung führt zu einem Rückgang der Nachfrage).
Ist es hingegen positiv, dann verhalten sich Preis und Nachfrage parallel zueinander (steigt oder fällt der Preis tut die Nachfrage das Gleiche).
Beispiel
Machen wir zu dem ganzen mal ein exemplarisches Beispiel:
Es werden 100 Stück eines Gutes zu einem Preis von 10€/Stück nachgefragt. Wenn sich der Preis auf 12€/Stück erhöht sinkt die Nachfrage auf 80 Stück. Berechne die Elastizität.
Also, eins nach dem anderen. Pflücken wir die Komponenten dieser Superbruch-Formel auseinander:
Wir beginnen mit Q:
Die -20% sind die Änderung der nachgefragten Menge.
Weiter im Text:
Das ist die Preisänderung. Wenn wir jetzt das Ganze in die Elastizitätsformel packen ergibt das:
Änderung der nachgefragten Menge (%) / Preisänderung (%)
Die Preiselastizität der Nachfrage beträgt also -1. Daraus folgt also:
- Die Beziehung zwischen Preis und Nachfrage ist negativ (Wer hätte das bei der Aufgabenstellung gedacht).
- Die Elastizität ist einheitselastisch, ein Preisanstieg von 20% führt also zu einem Nachfragerückgang von 20%.
Preiselastizität des Angebots
Das Gleiche für die Produzenten: Wie stark ändert sich die angebotene Menge eines Gutes, wenn sich der Preis verändert.
Kennzahl: (s = supply).
Die Berechnung ist gar nicht mal so anders: Änderung der angebotenen Menge (%) / Preisänderung (%)
Die Formel auch nicht:
Die Interpretation und die Berechnung funktioniert analog zur Preiselastizität der Nachfrage.
Einkommenselastizität der Nachfrage
Hier wird es jetzt etwas komplexer: Die Einkommenselastizität der Nachfrage misst, wie sich die nachgefragte Menge verändert, wenn sich das Einkommen der Konsumenten verändert.
Um das Ganze etwas bildlicher zu machen: Wenn jemand, der jeden Tag Bus fährt auf einmal mehr verdient, wird er dann weiterhin Bus fahren oder eher das Benzin für sein Auto stärker nachfragen? Diese Frage kann diese Elastizität zumindest teilweise beantworten, indem sie die Veränderung der Nachfrage nach einem Gut oder einer Leistung (Bus fahren) bei sich veränderndem Einkommen des Konsumenten zeigt.
Kennzahl: (X steht für das nachgefragte Gut).
Die Formel: = Änderung der nachgefragten Menge (%) / Einkommensänderung (%)
Interpretation:
Je nachdem wie das Ergebnis ausfällt kann man schlussfolgern:
-> normales Gut (die konsumierte Menge des Gutes bleibt gleich, egal wie sich das Einkommen entwickelt)
-> inferiores Gut (die konsumierte Menge sinkt bei steigendem Einkommen und steigt bei sinkendem Einkommen)
-> luxuriöses Gut (die konsumierte Menge steigt bei steigendem Einkommen und fällt bei sinkendem Einkommen)
Kreuzpreiselastizität der Nachfrage
Die letzte im Bunde ist wichtig aber auch etwas komplexer:
Denn die Kreuzpreiselastizität der Nachfrage gibt an wie sehr sich die Nachfrage von Gut X ändert wenn Gut Y teurer/günstiger wird.
Die Formel gestaltet sich hier etwas anders, da wir 2 Güter miteinander vergleichen: = Änderung der nachgefragten Menge von Gut x (%) / Preisänderung von Gut Y (%)
Interpretation:
-> Die Güter sind Substitute. Es ist also im Prinzip egal welches Gut wie stark konsumiert wird, sie sind jeweils durch das andere Gut austauschbar.
Beispiel: Cola und Pepsi (auch wenn manche Limo-Freunde mich für diese Aussage wahrscheinlich kreuzigen würden...)
-
-> Die Güter sind Komplementäre. Der Konsum eines Gutes kann also nicht beliebig stark heruntergefahren werden, da beide Güter benötigt werden um einen Nutzen aus ihnen zu ziehen.
Beispiel: Drucker und Druckertinte (schon gewusst?: Gemessen am Preis pro Liter ist Druckertinte eine der wertvollsten Flüssigkeiten der Welt, wertvoller noch als menschliches Blut. Wieder was gelernt).
Berechnung
Eine Übungsaufgabe zur Elastizität. Die vielleicht anders ausfällt als man es nach den ganzen Erklärungen hier erwarten würde.
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Ein Wirtschaftsforschungsinstitut hat die Nachfrage nach Stroh Rum untersucht und dabei die nachfolgenden Elastizitäten empirisch abgeleitet:
• Preiselastizität für Stroh Rum: εx Stroh Rum, p Stroh Rum = -0,8
• Einkommenselastizität für Stroh Rum: εx Stroh Rum, Einkommen = 1,5
• Kreuzpreiselastizität für Stroh Rum zu Spiritus: εx Stroh Rum, p Spiritus = 0,4
a) Wie verändert sich Nachfrage nach Stroh Rum, wenn Spiritus um 10% teurer wird?
b) Wie verändert sich die Nachfrage nach Stroh Rum, wenn das Einkommen um 1% steigt, der Preis für Stroh Rum aber um 3% steigt.
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Hier sind die Elastizitäten sogar schon gegeben. Man muss sie "nur" ins richtige Verhältnis setzen:
a)
Wie verändert sich die Nachfrage nach X, wenn das Produkt Y teurer wird. Wir brauchen also die Kreuzpreiselastizität.
Diese beträgt 0,4 -> Bedeutet, bei einer Preiserhöhung des anderen Gutes (hier also Spiritus, da für Stroh Rum steht) um 1% wird unser Gut Stroh Rum um 0,4% stärker nachgefragt.
Da Spiritus um 10% teurer wird steigt die Nachfrage nach Stroh Rum also um 4% (0,4% * 10).
b)
Jetzt müssen wir sogar 2 Elastizitäten zusammenlegen. Aber eins nach dem Anderen: Das Einkommen steigt um 1% - wir brauchen die Einkommenselastizität, diese beträgt 1,5. Stroh Rum wird bei einem um 1% steigendem Einkommen also 1,5% stärker nachgefragt.
Gleichzeitig steigt der Preis für Stroh Rum aber um 3%. Aus der Preiselastizität kann man ablesen, dass die Nachfrage um 0,8% pro Prozent Preiserhöhung sinkt, also insgesamt um -2,4% (-0,8 * 3).
Jetzt addieren wir das Ganze aufeinander auf: 1,5% + (-2,4%) = -0,9%
Unterm Strich sinkt die Nachfrage nach Stroh Rum in so einem Szenario also um 0,9%.