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Lassen wir es mal strömen (also in der BWL...).

Grundsätzlich gibt es in diesem Bereich 2 verschiedene Arten von Rechnungen:

Einnahmen und Ausgaben / Geldvermögen

In diesem Bereich geht es um das Tracken von Cash Flows. Wir gucken uns also die Veränderung der liquiden Mittel (sowohl bar als auch buch) an.

In diesem Bereich gilt immer die folgende Formel:

Aktueller Bestand an Zahlungsmitteln + Forderungen aus Lieferungen und Leistungen (FLL) - Alle Verbindlichkeiten = Veränderung des Geldvermögens

Hier geht es aber häufig nicht nur um das simple Ergebnis, uns interessieren auch und vor allem die Veränderungen in den einzelnen Punkten der Formel.

Machen wir doch einfach mal ein Beispiel:

Beispiel

Die Walzwerke Willibald Wummert möchten eine neue Maschine zum Walzen von Aluminium anschaffen. Die Maschine kostet 15 Mio. Euro, die Firma hat 10 Mio. EUR liquide Mittel und nimmt für die Maschine einen kurzfristigen Kredit von 10 Mio. EUR auf. Wie verändert sich das Geldvermögen und wie hoch ist der Zahlungsmittelbestand nach der Investition?

Ziehen wir doch erst einmal unsere Formel oben zu Rate:

Wir haben im Augenblick 10 Mio. EUR in der Kasse, von denen wir 5 Mio. für die Maschine ausgeben (-5 Mio. EUR). Forderungen sind keine bekannt (also +0 EUR) und wir nehmen extra für die Maschine einen Kredit über 10 Mio. EUR auf:

Veränderungen der liquiden Mittel: - 5 Mio EUR (Wir brauchen 15 Mio. für die Maschine, haben aber extra dafür einen Kredit aufgenommen. Ergo benutzen wir den Kredit von 10 Mio. komplett für die Maschine und steuern nur die restlichen 5 Mio. aus unseren Mitteln bei). Nach dem Investment bleiben also noch 5 Mio. EUR liquide Mittel übrig.

Veränderungen FLL:+ 0 EUR

Veränderungen Verbindlichkeiten: - (+10 Mio. EUR) -> Hier wird es etwas tricky: Wir kriegen zwar 10 Mio. Cash (daher + 10), aber damit die Rechnung funktioniert müssen wir die Formel befolgen. Daher - (+10).

= - 5 Mio. - 10 Mio. = -15 Mio. EUR

Und ja, das wars schon. Unser Geldvermögen nimmt um 15 Mio. EUR ab (Ergebnis der Formel) und unser neuer Zahlungsmittelbestand sind 5 Mio. EUR (nachdem wir die anderen 5 Mio. für die Maschine ausgegeben haben).

Aufwand und Ertrag

Hier geht es jetzt weniger ums Rechnen, sondern eher um die richtige Zuordnung von Zahlen.

Grundsätzlich gibt es hier 3 verschiedene Arten von Kategorien, in die sich Zahlungsströme einsortieren lassen:

  1. Ein- und Auszahlungen: Hier wird der Cash Flow getracked. Alle was an Geld (physisch oder Buch) direkt in das Unternehmen hinein oder heraus fließt wird hier erfasst.
  2. Einnahmen und Ausgaben: Hierbei handelt es sich um die Veränderung des Geldvermögens (siehe oben). Am Besten kann man hier mit der oben genannten Formel arbeiten, der Zugang von Geld und Forderungen ist eine Einnahme, der Abfluss von Geld oder die Aufnahme von Schulden sind Ausgaben.
  3. Erträge und Aufwendungen: Hier geht es jetzt um die Erfassung von Umsätzen und Aufwendungen. Aufpassen muss man hier vor allem auf den Zeitpunkt, an dem bestimmte Dinge geschehen: Wann wird Umsatz als solcher verbucht? Wann werden gekaufte Rohstoffe (der Kauf selbst ist eine Ausgabe) wirklich verbraucht (das wäre ein Aufwand)?

Machen wir auch hierzu am Besten ein paar Beispiele:

Beispiel 1

Ein Unternehmen nimmt einen Kredit über 10.000 EUR auf und bekommt diesen sofort ausgezahlt.

Da das Unternehmen die 10.000 EUR ausgezahlt bekommt ist das auf jeden Fall schon einmal eine Einzahlung:

Einzahlungen / Auszahlungen Einnahmen / Ausgaben Erträge / Aufwendungen
+ 10.000

Und ja, mehr passiert hier tatsächlich nicht.

Das Unternehmen macht keinen Gewinn (daher kein Ertrag). Und die Verbindlichkeiten erhöhen sich in gleichem Maße wie liquiden Mittel. Eingesetzt in die Formel von eben sind das also:

+10.000 EUR + 0 EUR - (+10.000 EUR) = 0

Beispiel 2

Ein Unternehmen verkauft einen seiner alten Transporter für 10.000 EUR (Buchwert des Transporters: 8.000 EUR).

Das Unternehmen bekommt also erst einmal 10.000 EUR an liquiden Mitteln:

Einzahlungen / Auszahlungen Einnahmen / Ausgaben Erträge / Aufwendungen
+ 10.000

Eingesetzt in unsere Formel ergibt der ganze Vorfall ebenfalls +10.000 EUR. Also hat das Unternehmen auch Einnahmen in Höhe von 10.000 EUR:

Einzahlungen / Auszahlungen Einnahmen / Ausgaben Erträge / Aufwendungen
+ 10.000 + 10.000

Und da die Firma den Transporter 2.000 EUR über Buchwert verkauft hat, hat sie sogar noch einen Ertrag erzielt:

Einzahlungen / Auszahlungen Einnahmen / Ausgaben Erträge / Aufwendungen
+ 10.000 + 10.000 + 2.000

Weiter zum nächsten Beispiel:).

Beispiel 3

Ein Mitarbeiter zahlt dem Unternehmen ein ihm gewährtes Darlehen in Höhe von 25.000 EUR einschließlich Zinsen mit 26.000 EUR nach einem Jahr zurück.

Jetzt wird es etwas schwieriger.

Zuerst bekommt das Unternehmen mal 26.000 EUR an Cash. Ab damit in die Einzahlungsspalte:

Einzahlungen / Auszahlungen Einnahmen / Ausgaben Erträge / Aufwendungen
+ 26.000

Für die Einnahmen muss mal wieder unsere Formel oben herhalten:

+ 26.000 EUR liquide Mittel - 25.000 EUR Forderungen (der Mitarbeiter hat das Darlehen ja zurückbezahlt) - 0 EUR Verbindlichkeiten = 1.000 EUR

Einzahlungen / Auszahlungen Einnahmen / Ausgaben Erträge / Aufwendungen
+ 26.000 + 1.000

Und da das Unternehmen mit den Zinsen Umsatz erzeugt hat (der sich natürlich auch in der GuV wiederfinden wird) hat es auch einen Ertrag von 1.000 EUR erzielt:

Einzahlungen / Auszahlungen Einnahmen / Ausgaben Erträge / Aufwendungen
+ 26.000 + 1.000 + 1.000

Beispiel 4

Ein im letzten Jahr auf 300.000 EUR abgeschriebenes Grundstück wird in diesem Jahr wieder zu den Anschaffungskosten (450.000 EUR) bewertet.

Hier bekommt das Unternehmen schon einmal kein Geld (und bezahlt auch keines). Folglich gibt es hier schon einmal keine Ein- oder Auszahlungen.

Da Abschreibungen auch kein Bestandteil unserer Formel sind handelt es sich hier auch nicht um eine Einnahme.

Eine "Aufwertung" bzw. eine positive Veränderung in der Bewertung eines Vermögensgegenstandes ist immer ein Ertrag (Abschreibungen sind ja Aufwendungen).

Einzahlungen / Auszahlungen Einnahmen / Ausgaben Erträge / Aufwendungen
+ 150.000

Beispiel 5

Das gleiche Unternehmen verkauft Fertigerzeugnisse für netto 15.000 EUR (Herstellungsaufwand = 10.000 EUR) auf Ziel.

Jetzt dürfte das Prinzip langsam klar sein, oder?

Also, das Unternehmen verkauft seine Waren auf Ziel, hat also eine offene Forderung. Aber noch keinen Cash. Deshalb gibt es erst einmal keine Einzahlung.

Was es hingegen sehr wohl gibt sind Einnahmen. Schließlich hat die Firma jetzt eine Forderung über 15.000 EUR.

Einzahlungen / Auszahlungen Einnahmen / Ausgaben Erträge / Aufwendungen
+15.000

Und wenn wir die Einnahmen mit dem Herstellungsaufwand verrechnen lautet das Ergebnis 5.000 EUR. Das ist unser Ertrag:

Einzahlungen / Auszahlungen Einnahmen / Ausgaben Erträge / Aufwendungen
+15.000 + 5.000

Und das war es auch hier.